Geschichte
Alle Texte von Käthe Birkenfeldt
Die Timmdorfer Dorfschule
In Timmdorf begann der Schulunterricht als sogn. „Winterschule“ im Jahr 1669 unter dem Lehrer Max Plath. Im Sommer mussten die Kinder zu Hause und auf den Feldern helfen.
Für das Jahr 1709 wird – unerwartet fortschrittlich – Frau Heitmann als Lehrerin genannt. Die Schulkate befand sich etwa südlich der heutigen Schranken, auf dem Gelände des Ohlenhofes. Später wurde ein neues Gebäude auf dem heutigen Platz erbaut, der Schulhof war lange Zeit die Straße! 1887 bis 1922 wurde der Schulhof auf dem Grundstück zwischen Schule und Trentsee angelegt.
Das Gehalt der Lehrer betrug 10 Mark, dazu gab es von den Bauern je 1/2 Tonne Roggen, von den Arbeitern je 1 Mark, dazu fürs Schreiben und Rechnen pro Kind und Woche 1 Mark.
Der Lehrer hatte „Freiweide“ für zwei Kühe und 6 ha Land in verschiedenen Lagen- die „Schulkoppeln“.
Besonders verdient hat sich um die Geschichte des Dorfes der Lehrer Löhndorf (1890 bis April 1932) durch das fachkundige Zusammentragen alter Urkunden bei den Familien des Dorfes, in Kirchenarchiven und dem Landesarchiv; seine Dorfchronik gibt einen Einblick in die Verfasstheit des Dorfes während der letzten Jahrhunderte, bewahrte alte Flur- und Familiennamen. Dazu erstellte er eine Karte der Timmdorfer Flur, die Radlandsichten und den Hafkamp mit einfasst.
Nach Lehrer Löhndorf folgte der noch junge Willy Kröger, der aber bereits zu Beginn des Krieges eingezogen wurde und sehr bald als erster Timmdorfer an der Front starb.
Langjähriger Lehrer waren anschließend Karl Hallmann, ferner Herr Siebert, Fau Dornbusch und die letzten Jahre bis zur Auflösung der Schule 1972 Frau Ebeling.
Die Kinder saßen nach „Klassen“ getrennt: vorn das erste, ganz hinten das
achte Schuljahr.Wenn der Lehrer mit einem Schuljahr ein bestimmtes Thema erarbeitete, hatten die anderen ihre besonderen „Stillaufgaben“ zu erledigen.
Die jeweils Älteren durften die Aufgaben der Jüngeren durchsehen und diesen auch sonst helfen. Sobald jemand seine Aufgaben fertig hatte, durfte er dem mündlichen Unterricht folgen und wurde auch, wenn er es wollte, in diesen einbezogen. Quer zu den achte „Schuljahrsbänken“ stand eine „Schlingelbank“, auf die jemand versetzt wurde, wenn er zu sehr störte.
Der Lerneffekt dieser in vielem fächer- und themenübergreifenden Unterrichtsmethode war sehr hoch und und ermögliche vielen SchülerInnen einen guten Start in den weiterführenden Schulen.
Die Zahl der Schulkinder schwankte zwischen 50 und 25. (1948 waren es dann aber 122 (!) Kinder, die in Vor- und Nachmittagsgruppen unterrichtet wurden.)
Mai 1945 – Erst britische, dann polnische Besatzung in Timmdorf
Während der ersten Tage der Besatzung beschlagnahmte die britische Armee den Hof Trollholm und die in Timmdorf am Behlersee gelegenen Villen für ihre Soldaten. Die deutschen Eigentümer und die z.T. bei ihnen einquartierten Flüchtlinge aus Kiel, Hamburg
und den Ostgebieten wurden ausgewiesen und mussten sich eine andere Bleibe suchen.
Für die Timmdorfer Kinder , die die damit einhergehenden Sorgen nur wenig mitbekamen, begann eine aufregende Zeit. Die Größeren versuchten, sich den Soldaten mit dem wenigen bisher in der Schule gelernten Englisch verständlich zu machen. Vor allem aber begann der große Tauschhandel: Zigaretten gegen zu Hause entwendete Wertsachen wie z.B. Uhren, wertvolle Bücher u.a. Der im Dorf wohnende Dr. Zapp diagnostizierte bald bei einigen Jungen schwere Nikotinvergiftungen; als er Theo Birkenfeldt untersuchen sollte, meinte er, das könne er sich sparen, da er gerade bei Jochen Besthorn diese Diagnose gestellt habe!
In dieser Zeit brannte das besetzte Trollholm vollständig ab.
Ausgerechnet in Timmdorf fand dann aber eine besondere Form der Besatzung statt: nach wenigen Wochen verließen die Engländer das Dorf und eine Offiziersgruppe der Polnischen Exilarmee übernahm die Häuser. Ca. 250.000 Polnische Offiziere, Zivilisten, später auch geflohene Kriegsgefangene, die zu Beginn und während des Krieges des Krieges vor der deutschen Armee fliehen konnte und in England eigene Armeeeinheiten der Marine und der Luftfahrt bildeten, nahmen 1944/5 aktiv am Einmarsch nach Deutschland teil und erhielten von Großbritannischen eine eigene Besatzungszone nahe der holländischen Grenze zugewiesen. Unterlagen dazu, warum dann ein Teil von ihnen ausgerechnet in Timmdorf eingewiesen wurde, sind nicht auffindbar.
Während die Engländer z.T. Kleinnmöbel, Bettwäsche und Haushaltsgegenstände zwischen den Häusern hin und her getauscht hatten, suchten die Polen schon bald Gespräche mit den in Garten- oder Bootshäusern gelandeten Hauseigentümern, um mit deren Hilfe die Dinge wieder an ihren Platz zu bringen. Mir ist ein Fall vor Augen, bei dem am Abend die Bettdecken „zum Abholen“ auf die Terrasse gelegt worden waren. Zugleich entstanden Kontakte mit einigen Familien im Dorf, die auch nach Kriegsende bestehen blieben; die meisten dieser Polen kehrten nicht in ihr Land zurück, da sie dort der Verfolgung durch die Sowjetarmee ausgesetzt worden wären. Viele wanderten nach Kanada, Australien oder in die USA aus. Die Kontakte zu Timmdorfern bestanden viele Jahre weiter.
Flüchtlinge in Timmdorf
Kiel als wichtiger Standort der Werftindustrie und Stützpunkt der Kriegsmarine wurde schon im Juli 1940 zum ersten Mal von britischen Flugzeugen angegriffen. Es folgten unzählige Angriffe – nur 20% der Häuser konnten am Kriegsende als nicht beschädigt bezeichnet werden.
Schon früh wurden Luftschutzbunker gebaut, Kinder in Schullandheime z.B. auf Rügen oder im Süden Deutschlands geschickt und ca.150.ooo Erwachsene in ländliche Gebiete evakuiert.
So fanden zahlreiche dieser Menschen auch in Timmdorf; Unterkunft; sie wohnten bei einheimischen Familien oder bauten kleine Ferienhäuser am damals entstehenden Inselweg und vereinzelt auch schon auf der Seekoppel.
Im Winter 1945 kamen dann die ersten Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten, vor allem aus Ostpreußen, Pommern, aus dem Posener Gebiet, später auch aus Mecklenburg.
Den längsten und weitesten Weg hatten drei Familien aus „Bessarabien“, heute Moldawien,
hinter sich: von ihren Jahrhunderte alten Höfen in der Nähe des Schwarzen Meeres waren
sie 1940 auf Befehl der NS-Führung in gemeinsamen hunderte Kilometer langen Trecks in das gerade eroberte „Generalgouvernement im Osten Polens gezogen und hatten dort Höfe der vertriebenen oder zur Zwangsarbeit verurteilten Polen übernommen.
1944/45 mussten sie dort wieder fliehen, diesmal bis Timmdorf.
Einige kamen mit gut ausgestatteten Treckwagen, wie z.B. die Familie Krosigk aus Mecklenburg, die in das Bootshaus von Besthorn einquartiert wurde, oder auch mit wenig oder ohne jegliches Gepäck und Wertsachen, die schon den weiten Weg von Pommern oder gar Ostpreußen in überfüllten Zügen, mit dem Schiff oder gar zu Fuß hinter sich hatten.
Nicht für alle fand sich gleich eine Unterkunft. Deshalb wurde der Klassenraum der Schule durch an Drähten gehängte Laken in einzelne „Räume“ geteilt, in denen jeweils eine Familie unterkam.
Alle Häuser bzw. Wohnungen wurden vermessen und danach entschieden, wie viele Flüchtlinge jeweils aufgenommen werden konnten. Wie auch bei der heutigen Aufnahme von Flüchtlingen versuchte mancher, mit fadenscheinigen Gründen das Bereitstellen seiner Wohnungen zu verhindern.
Dagegen fanden die Kinder der Flüchtlinge schnell Kontakt und wurden in Vorhaben der hiesigen Kinder einbezogen.
Durch diesen Zuzug der „Ausgebombten“ und Flüchtlinge hatte sich die Bevölkerung unseres Dorfes von 225 (1939) auf 727 (1946) erhöht.
Mai 1945 – Zughalt
Kurzbericht über ein eindrucksvolles Ereignis in Timmdorf am 4. Mai 1945:
Am Vormittag des 3. Mai 1945 erreichte ein von Lübeck kommender sehr langer Zug Timmdorf und hielt auf dem hohen Bahngleis am Ortseingang( Lok am heutigen Wendeplatz Lindenweg). Die meisten seiner Wagen waren Güterwagen, in denen junge Frauen in Häftlingskleidung aus den nur wenig geöffneten Türen heraus sahen.
Bei den Frauen handelte es sich um tschechische und ungarische sehr junge Jüdinnen, die von Auschwitz zur Arbeit in die NS-Munitionsfabrik Lübberstedt/Niedersachsen verschickt wurden. Bei Näherrücken der Alliierten Ende April 1945 wurden sie in Güterwagen verladen und in Richtung Neustädter Bucht (Vermutetes Ziel: Schiff Arkona) gefahren. In Lübeck wurde der Zug in Richtung Kiel umgeleitet, – offenbar, da die Engländer bereits in der Nähe Lübecks waren.
im hinteren Teil des Zuges sahen wir einige Personenwagen, aus denen Soldaten stiegen. Auf offenen Güterwagen befanden sich Flakgeschütze, aus denen heraus – wie uns später bekannt wurde – in Bockholt auf angreifende englische Tiefflieger geschossen worden war, wobei ein Flakgeschütz explodierte. Unter den aus den Güterwagen fliehenden Frauen gab es 42 Todesopfer und 18 Verletzte, die am nächsten Tag im Eutiner Lazarett Vossschule behandelt wurden. Fünf von ihnen starben auch dort noch; ihre Gräber befinden sich auf dem Friedhof..
In Timmdorf zwangen die den Zug begleitenden Wachleute die überlebenden z.T. erst 15 Jahre alten Frauen, in den Wagen zu bleiben. Sie ließen zu, dass einige von uns Timmdorfer Kindern (Hans Jürgen Backhus, Gisela Walz/Winkelmann, Käthe Birkenfeldt) am Bahndamm hochkletterten. Wir Kinder sprachen auch mit den jungen Frauen in Häftlingskleidung (irgendwie vermittelten diese (oder dabei stehende Soldaten?) uns, sie seien auf dem Weg „zum Weiterbau des Westwalls an der Nordsee“.
Uninformiert, wie wir damals waren, glaubten wir einfach alles …..
Den steilen Hang des Bahndammes hinunter wurden von den Soldaten mehrere sehr große, sperrige Geräte (?) gerollt und vor und neben der Brücke des Grundstücks Walz/Winkelmann versenkt. Wir Kinder sahen zu und turnten beim Baden noch die folgenden Jahre auf den Geräten umher, ohne dass jemals festgestellt wurde, um was es sich eigentlich handelte.
Auch Gewehre u.a. Kleingeräte wurden aus dem Zug und über das Grundstück Walz/ Winkelmann an den See und mit Booten gerade hinaus – etwa bis Mitte See – gebracht und versenkt.
In mehrfachen Suchaktionen des Munitionsräumkommandos Kiel, zuletzt Frühjahr 2017, wurden große Mengen von Gasmasken, Gewehren und Munition gehoben. Sie baten mich auf die Brücke, um sich zeigen zu lassen, wohin damals die Boote gefahren waren.
Mehrere Untersuchungen konnten lediglich Munition bergen, die versenkten Geräte sind offenbar nicht zu orten.
Helmut Reese und Arthur Dobbertin, die damals in den Häusern an der Straße in Richtung Malente wohnten, berichten, sie hätten sich im Knick versteckt und gesehen, wie auf der See-abgewandten Seite Tote aus dem Zug auf Wehrmachtswagen geladen und in Richtung Malente weggefahren worden seien. Hierfür gibt es keine weitere Bestätigung.
Als der Zug in Richtung Plön weiterfuhr, wurde er in Höhe des Himbergs wieder von Tieffliegern angegriffen und hielt an. Die Frauen liefen den Himberg hinauf, wurden aber von dem Wachpersonal nach Aufhören des Beschusses mit Waffendrohung zurück in die Wagen getrieben. Marianne Leipold geb. Littman berichtet, dass einige der auf den Himberg geflüchteten Frauen in ihren Kuhstall (Tannenhof) gekommen und später nach Malente gebracht worden seien. Weiteres ist nicht bekannt.
Nur wenige 100 m weiter, in Höhe der Landenge zwischen Behlersee und Kleinem Behlersee (Timmdorfer Badestrand) blieb der Zug nach erneutem Beschuss mehrere Stunden stehen, da die Maschine beschädigt und der Lokführer tot war. Zusätzlich zu dem Beschuss wurden hier auf den Zug Bomben abgeworfen; sie fielen in das Gelände zwischen Behlersee-Badestrand und Bahngleis in Höhe westlich des Eisenbahnübergangs. Die Trichter dieser Bomben waren noch Jahre später zwischen Behlerseeufer und Bahngeleisen zu erkennen. Auch dieses Gebiet ist vom Munitionsräumkommando untersucht worden.
Zwei Timmdorfer Jungen, Arthur Dobbertin und Hans-Jürgen Backhus, fanden dort eine nicht explodierte Bombe (Aussage: ca. 30-40 cm lang) und „versuchten, diese zu entschärfen“. Da dies nicht gelang, versenkten sie sie an der Brücke zwischen Kleinem und Großen Behlersee. Heute meinen sie, Gott hätte ihnen geholfen …..
Es gibt unterschiedliche Angaben darüber, ob bei diesem Beschuss am Bahnübergang Behlersee 16 Frauen getroffen wurden oder ob sie z.T. auch im Zug oder bei dem Beschuss am Himberg verstarben. Nach bisherigen englischen Dokumentationen sollen zwischen Eutin und Plön 10 bis 20 (16 ?) Frauen getötet worden sein. Sie wurden auf dem Plöner Friedhof begraben und später nach Schleswig umgebettet.
Endgültig zum Stehen kam der Zug zwischen Gut Behl und dem Plöner Güterbahnhof. Das Wachpersonal hinderte die Frauen hier nicht mehr an der Flucht, 28 dieser Männer sollen hier selbst geflüchtet sein – ihre Spur konnte nicht verfolgt werden; folglich wurde auch keiner von ihnen jemals zur Rechenschaft gezogen.
Nach einer vom Internatsgymnasium Plön 1989 erstellten Studie scheinen die Frauen – oder ein Teil von ihnen – in einer Baracke im Steinbergwald (oberhalb des Seehofes östlich der Bahn) einquartiert und von hierzu abgeordneten Frauen hoher NS-Bürger aus Plön (trotz deren Empörung!) versorgt worden sein. Auch hier verstarben weitere der Frauen an den Folgen von Haft, Hunger und unerträglichen Beförderungsbedingungen.
Auf Einladung der Gedenkstätte Neuengamme – waren am 3. Mai 2018 die beiden damals Frauen Barbara Lorber, aus Netania/Israel, und Mindu Hornick, England, Ehrengäste bei der am Cap-Arcona-Denkmal Neustadt stattfindenden Feier.
Anschließend fuhren sie und eine große Zahl von BegleiterInnen mit mir nach Timmdorf, um den Ort der Entladung der Munition als auch des anschließenden Beschusses am Himberg und Behlersee zu besuchen. Ihre Zeit und auch ihre Kraft reichte nicht aus, auch noch zum Parnass weiter zu fahren. Seitdem stehe ich in Telefonkontakt mit Barbara Lorber und Mindu Hornick (heute 94 und 91 Jahre alt).
Letztere ist für ihre wissenschaftlichen Studien zum Holocaust vor einigen Jahren von der englischen Königin zur „Ritterin“ geschlagen worden – eine für Frauen äußerst seltene Ehrung.



Dorffeste und Veranstaltungen
Schon 1949 fand in Timmdorf erneut ein K i n d e r f e s t – neben dem Feuerwehrfest und dem Ringreiten das jährlich größte Fest im Dorf. Zur langfristigen Vorbereitung hatte ein Geldsammlung stattgefunden, bei denen die Timmdorfer beachtliche Geldbeträge für den Kauf von Geschenken spendete. Am Vormittag fanden auf dem Gartengelände von Kasch die immer wiederkehrenden und manche neue Spiele statt: Tauziehen, Ringstechen, Armbrustschießen, Wett-Hindernislaufen. Eierlaufen, Sacklaufen, Aufführungen und Gesangdarbietungen …. Anschließend wurden dann die Preise für die jeweiligen SiegerInnen in den Spielen entweder in der Schule, später – meist unter Teilnahme vieler Dorfbewohner – in der Alten Schmiede an der Pferdetränke verteilt. Am Nachmittag fand ein großer Umzug durch das Dorf statt, an dem die Kinder unter großen selbst gebundenen Blumenbogen gingen. Die zu König und Königin gekürten und an ihren breiten Schärpen zu erkennenden Kinder durften ebenso wie ältere Timmdorfer in Kasch` Pferdekutsche Platz nehmen. Vorweg marschierten unsere Feuerwehrkapelle oder auch der Malenter Spielmannszug.
Beschlossen wurde, dass auch die Kinder der Timmdorfer Gäste teilnehmen dürften, wurde die Organisation für die jeweils verantwortlichen Eltern zu einer kleinen „Unternehmersaufgabe“. Am Abend fand das große Tanzfest auf Kasch`Diele statt – Frauen und Männer klar getrennt auf langen Bänken entlang der Wände der großen Diele.
Das zweite große Dorffest war das „ R i n g r e i t e n “. Nach einem großen Umzug durchs Dorf wetteiferten die teilnehmenden dörflichen Reiter, Reiterinnen und Gäste darin, den an einer Art Galgen hängenden Ring zu stechen. Auch andere Reiterspiele wurden gemacht – wie z.B. Semmelbeißen
Timmdorf hatte zeitweise eine eigene Reitabteilung mit dem Reitlehrer Günther Littmann. Unten Renate Schumacher beim Sprung und Bruno Schumacher mit seinem galoppierenden Viererzug.
Das Schuljahr 1971/1972 sollte das letzte der bereits 1703 gegründeten Timmdorfer Schule sein! Es wurde beschlossen, sie aufzulösen und die Kinder in die Grundschule Malente zu integrieren. Bis dahin bestand kaum ein Kontakt der Timmdorfer nach Malente – im Dorf gab es einen oder zeitweise sogar zwei Einkaufsläden, zum Markt fuhren die Timmdorfer mit dem Zug nach Plön und machten dort auch besonders anfallende Besorgungen, viele Timmdorfer (auch ich) waren noch nie im Malenter Ortskern gewesen, wir kannten nur den Bahnhof aus der Zeit, in der wir Ende der 1940-er Jahre zu Fuß zum Lütjenburger Zug gehen mussten, weil auf unserer Strecke noch kein Zug fuhr. Den Timmdorfer Eltern blieb ein Jahr, ihre Kinder auf die Einschulung in Malente vorzubereiten. Da kamen zwei Mütter auf die Idee, die 10 im Sommer 1972 einzuschulenden Kinder in einer Art Vorschule auf das nächste Jahr vorzubereiten. Sie besorgten Vorschulmaterial, ließen die Kinder einen Kellerraum selbst ausmalen – eine Tafel mit Wandtafelfarbe – und hatten mit dieser Gruppe und dem dann folgenden Jahrgang viel Spaß. Auch die drei Kinder der bei Wessendorf einquartierten türkischen Familie waren schnell integriert. Zu unserem großen Glück konnten wir engen Kontakt zu der für
unsere und die Kreuzfelder Kinder eingeplanten Lehrerin, Frau Gampert, aufnehmen. Sie nahm fortan am Kinderfest teil, um die Kinder kennen zu lernen, besuchte die Vorschul-Gruppe, sprach mit jedem Kind und erzählte von der Malenter Schule. Sie beriet auch bezüglich unseres Materials und lobte die Kinder für ihre bemalten, gebastelten und geschriebenen Dinge. Damit konnte für die Kinder eine Vorstellung davon geschaffen werden, was im nächsten Jahr auf sie zukommen würde – ja, sie wurden sogar neugierig.Tatsächlich lief diese Vorschule zwei Jahre und führte auch dazu, dass Timmdorfer Eltern – nach Wunsch und Absprache mit der jeweiligen Lehrkraft – – am Malenter Unterricht teilnehmen durften, von Frau Gampert als Hilfe voll integriert!
Ein weiteres Problem war, dass man doch nach Ansicht von uns Eltern die 6-jährigen nicht allein mit dem Zug fahren lassen konnte.! Also startete das nächste Elternprogramm: je zwei der Eltern begleiteten die Kinder im Zug und in Malente auf dem Weg zur Schule. Irgendwie verbrachten sie die Zeit bis zum Schulende in Malente und machten das Gleiche auf dem Heimweg. Und diese Begleitung war unbedingt nötig: nicht nur, dass die „Kleinen“ es den Großen gleich tun wollten – z.B. unterwegs die Tür ein wenig öffnen, vor Halten abspringen usw. Schlimmer war, dass gerade in dem Moment, in dem die Kinder vom hinteren Bahnsteig übers Gleis zum vorderen gehen mussten, dort der Gegenzug einlief. Manchmal hielt er gerade 2 m vor den erschrockenen Kindern! Es dauerte einige Jahre, bevor das Land uns erstaunt bestätigte, dass diese Situation in Schleswig-Holstein einmalig und unmöglich sei. Da endlich wurde ein Schulbus angeschafft !